Kehlkopfkrebs Der Tumor im Hals – Individuelle Strategien 

Autor: Jonathan Fasel

Fragen Sie Ihren Arzt, welche Behandlungsoption in Ihrer Situation die besten Chancen bietet. © nerthuz – stock.adobe.com

 Als Hauptrisikofaktoren für die Erkrankung gelten Rauchen und Alkohol – vor allem in Kombination. Kehlkopfkrebs gehört zu den häufigsten Kopf-Hals-Tumoren. In Deutschland treten jährlich etwa 3800 Neuerkrankungen auf. Jedoch gibt es eine Vielzahl unterschiedlichster Therapiemöglichkeiten.

Mittels unterschiedlicher Verfahren, wie Kehlkopfspiegelung, Gewebeentnahme, Ultraschall, MRT und CT, stellen Experten die Diagnose und ermitteln das Tumorstadium. „Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser sind die Heilungschancen“, sagt Professor Dr. Stefan Dazert. Der Direktor der Hals-Nasen-Ohrenklinik der Ruhr-Universität Bochum empfiehlt Betroffenen die Behandlung in einer Klinik, die auf Kopf-Hals-Tumoren spezialisiert ist: „Bei einer solchen Krebserkrankung müssen verschiedene Spezialisten Hand in Hand arbeiten. Nur so kann eine optimale Versorgung garantiert werden.“

Teilentfernung meist ohne Stimmverlust

Im Zentrum der Behandlungsmöglichkeiten steht die Operation. Bei der chirurgischen Behandlung von Kehlkopftumoren gibt es eine Vielzahl verschiedener Operationsverfahren. Je nach Ursprungsort und Ausdehnung können dies schonende Eingriffe sein, die die Funktion des Kehlkopfes nur wenig beeinträchtigen bis hin zur vollständigen Entfernung.

„Durch den Einsatz eines Lasers und mikrochirurgische Techniken können wir kleinere Tumoren durch eine Kehlkopfteilresektion entfernen“, erklärt Prof. Dazert. Unmittelbar nach der Kehlkopfteilresektion beginnt der Patient mit einem Stimmtraining. In der Regel kann er so schneller wieder mit Angehörigen und Freunden kommunizieren und sich schnell in Alltag und Beruf integrieren.

Kehlkopfentfernung bei größeren Tumoren

Bei größeren, infiltrierend wachsenden Tumoren ist eine „schonende“ Laserbehandlung durch den Mund zur wirkungsvollen Behandlung häufig nicht möglich. „In solchen Fällen müssen wir meist den Kehlkopf vollständig und gegebenenfalls auch Teile des Rachens entfernen. Auch ist die Anlage eines Luftröhrenschnittes erforderlich“, erläutert Prof. Dazert.

Dort, wo der Tumor entfernt wurde, setzen die Chirurgen körpereigenes Gewebe ein, um etwa den Schluckweg wiederherzustellen. Hierfür greifen die Experten auf eine Vielzahl verschiedener Verfahren zurück, wobei die gefäßgestielte Transplantation von Unterarmgewebe besonders gute funktionelle Ergebnisse liefert. „Nach der Operation größerer Tumoren schließt sich in der Regel eine Bestrahlungs-Chemotherapie an. Bei den meisten Patienten ist eine Sprechrehabilitation nach der Kehlkopfoperation möglich“, so Prof. Dazert.

Ist der Tumor so groß, dass er nicht operiert werden kann oder der Patient zu schwach für eine Operation, wird eine sogenannte primäre Radio-Chemotherapie durchgeführt. Das heißt, der Patient wird nicht operiert, sondern mit Medikamenten und Bestrahlungen behandelt. Auch mit dieser Therapie kann es noch zu einer Heilung kommen. Allerdings sind die Chancen dafür nicht so gut wie bei den vorgenannten Therapieformen.

Nachuntersuchungen sind wichtig!

Prof. Dr. Stefan Dazert empfiehlt seinen Patienten nach der Therapie regelmäßige, klinische Nachuntersuchungen. Hierbei wird auch mit Ultraschall-, Computertomographie- oder Kernspintomographie-Untersuchungen geprüft, ob neues Tumorwachstum aufgetreten ist. Im ersten Jahr sollte eine Nachuntersuchung alle drei Monate erfolgen. In den Folgejahren werden die Abstände dann deutlich größer, da die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Rezidivs mit der Zeit abnimmt.

Auch beim Kehlkopfkrebs vielversprechend: die Immuntherapie

Seit einigen Jahren werden neue Bestrahlungs- und Chemotherapie-Konzepte untersucht, die Kehlkopftumoren heilen und einen vollständigen Organerhalt gewährleisten sollen. Bisherige Studien sind ermutigend. Eine weitere Möglichkeit stellt in bestimmten Fällen der Einsatz von zielgerichteten Medikamenten, wie zum Beispiel Antikörper, dar.

Diese Substanzen setzen an speziellen Bindungsstellen der Tumorzellen an, greifen in die Signalvorgänge der Zellen ein und führen so zur Bekämpfung des Tumors. Zudem sorgt ein neues Krebstherapie-Konzept für Furore, dass bei einigen anderen Krebsarten bereits erfolgreich eingesetzt wird, die Immuntherapie. Mithilfe von speziellen Medikamenten, sogenannten Immuncheckpoint-Inhibitoren, wird das körpereigene Immunsystem aktiviert und so der Tumor gezielt bekämpft.

„Zur Therapie des fortgeschrittenen, rezidivierenden Kehlkopfkrebses wird in ausgewählten Fällen mittlerweile auch die Immuntherapie eingesetzt. Hierfür kommt beispielsweise ein Checkpoint-Inhibitor infrage, wenn andere Chemotherapeutika nicht ausreichend wirken“, erklärt Prof. Dazert. Aktuell laufen Studien mit zahlreichen Checkpoint-Inhibitoren. Experten erwarten von diesen Wirkstoffen weitere erfolgreiche Behandlungsstrategien.


Prof. Dr. Stefan Dazert; Direktor der Hals-Nasen-Ohrenklinik,Ruhr-Universität Bochum © Privat